Franzl zwo: Das Tagebuch eines Kätzchens

 

Ich bin ich.

Also, ich bin ein kleiner, ein winziges bisschen dicker roter Kater.

Nicht, dass ich fett wär. Babyspeck halt. Und des finden die Menschen wohl echt „süß“.

Voll peinlich, aber stellt euch vor, eine Zeit lang hab ich sogar gedacht, mein Name wär‘ „Süß“ weil sie das immer gesagt haben, wenn sie mich g’sehen haben…

Naja, jetzt bin ich g’scheiter.

Von meiner allerersten Zeit auf diesem Planet, also von der Zeit, wo ich geboren bin, weiß’ nimmer sooo viel.

Des ist aber auch schwierig, seid eimal ehrlich, könnt ihr euch etwa noch da dran erinnern? Wie’s war wo ihr Babys wart?

Irgendwie war ich da zu beschäftigt, um Tagebuch zu führen. Musste trinken und schlafen. Und schlafen und trinken. Aber, lacht jetzt nicht, ich wette drauf, dass es euch ebenso ergangen ist!

Die Leute, bei denen ich geboren bin, haben später jedenfalls erzählt, dass meine Geschwister und ich ganz proper und pumperlg‘sund waren. Und dass sie noch nie so kräftige und große Kitten gesehen haben und dass wir uns auch so schnell und gut entwickelt haben. Ja, die Mama, die hat es halt richtig gemacht mit uns.

Dort, wo ich geboren bin, leben neben meiner Mama auch noch andere Katzen, das sind unsere „Onkel“ und „Tanten“, die alle sehr lieb zueinander sind, auch wenn sie net aus derselben Familie stammen.

Meine Geschwister und ich hatten immer genügend zu trinken bei der Mama und manchmal gab es auch noch extra Portionen Kittenmilch von dem Sie-Mensch, die waren auch sehr lecker, wenn auch ein bissl umständlich zu trinken aus Mini-Spritzen, aber g’schmeckt hat’s und des zählt, net wahr?

Wir ha’m also anfangs ganz viel geschlafen und gefressen, um Kraft zu bekommen, damit wir schön groß und stark werden.

Sobald wir aber krabbeln konnten, da war’s vorbei mit dem faulen Herumgeliege, da ha‘m wir angefangen miteinander zu spielen.

Das war vielleicht ein Spaß!

Bald gab‘s auch schon das erste Nassfutter – bis wir verstanden haben, dass man das fressen soll und nicht damit spielen, sah‘n wir aus wie kleine Ferkelchen (und mein Bruder, der hat sich am meisten eingeschweint) aber Mama und die „Tanten“ und „Onkel“, die haben uns schnell wieder sauber geputzt.

Das hat sooo lustig gekitzelt!

Sobald wir dann rennen und klettern konnten, haben wir nur noch miteinander gespielt und sind wie die Wilden miteinander und mit den Onkeln und Tanten herumgerannt.

Mann, da war vielleicht ein Leben in der Bude, von frühmorgens bis spätabends Ramba-Zamba!

Wenn wir müde wurden, haben wir uns zusammengekuschelt und sind eingeschlafen, grad da, wo wir gestanden sind.

Am liebsten habe ich mit meinem Schwesterchen gekuschelt. Sie hab ich am allerliebsten.

Aber ganz wild zu raufen mit meinen Brüdern oder mit Onkel Janusch, der nicht viel älter ist als wir, des ist auch voll pfundig.

Bald habe ich g’seh‘n, dass Tante Maja nachts immer bei dem Sie-Mensch und dem Er-Mensch im Bett geschlafen hat, und dann hab‘ ich des auch ausprobiert, und ich muss euch sagen, in Majas zotteliges Fell an seinem weichen Bauch gekuschelt zu schlafen, links und rechts das schwere Atmen der Menschen – das ist sogar noch wunderschöner als mit Schwesterchen zu kuscheln!

Da schlafe ich so gut und tief, dass ich früh am nächsten Morgen wieder ganz viel Energie und Ideen habe, um mit meinen Geschwistern ganz viel anzustellen.

Was haben wir für einen Spaß!

Manchmal gibt es aber auch Sachen, die sind ein bissl doof.

Dann werde ich mit meinen Geschwistern in einen Korb gesetzt und rausgetragen, weg von Mama und den Onkeln und Tanten, hinaus in so eine ganz schreckliche Blechbüchse, die grauenhaften Lärm macht und fürchterlich schaukelt. Bäh!

Und wenn der Lärm und das Schaukeln endlich aufhören, dann werden wir in ein Haus gebracht, da riecht es ganz furchteinflößend nach Angst und Desinfektionsmittel, und da sitzen sogar riesengroße Hunde da wie ein Häufchen Elend und schlottern und jaulen wie die Schloßgespenster. Und zu uns sagt unser Sie-Mensch dann, wir sollen keine Angst haben… Menschen, echt…

Das ist leicht gesagt, keine Angst zu haben, wenn so ein großer fremder Mensch, der in einem weißen Kittel steckt, komische Dinge an meinen Bauch dran hält, mir ein Fieberthermomenter in den Popo steckt, ins Mäulchen und in die Ohren schaut und dann auch noch eine Spritze unter die Haut jagt! Aua!

Auf der Rückfahrt in der schrecklichen Blechbüchse habe ich dann aus Leibeskräften gejault, denn was so ein riesengroßer Hund kann, das kann ich allemal auch, jawohl!

Zum Glück war zu Hause dann die Mama da und hat mich getröstet und hat mich auch wieder gute Mamamilch trinken lassen, obwohl ich eigentlich doch schon so ein großer Kater bin und dann bin ich schnell an sie gekuschelt eingeschlafen, schließlich war das ja so ein aufregender Tag!

Manchmal kommen auch fremde Menschen zu Besuch und schauen sich meine Brüder und mich an. 

Letzte Woche kamen wieder solche Menschen.

Ich fand sie ja gar nicht interessant und habe lieber mit meinen Brüdern und Onkel Janusch gerauft, aber Tante Charleen war ganz begeistert von diesen Menschen.

Wisst ihr, Tante Charleen ist ein bissl anders als wir anderen Katzen.

Tante Charleen wird der Trubel schnell mal zu viel, wenn wir Kitten so doll miteinander spielen.

Dann muss sie immer ein bisschen schimpfen und sich ganz oben auf den Kratzbaum legen, wo sie denkt, dass wir nicht hochkommen. Aber natürlich kommen wir dann doch hoch zu ihr und ärgern sie ein bisschen. Aber nur ein kleines bisschen und richtig böse wird sie auch nie. Ehrenwort!

Ich glaube ja, das Problem von Tante Charleen ist, dass sie ein kleines bisschen eifersüchtig ist oder sie mag es einfach ein bisschen ruhiger.

Da sind meine Brüder und ich ganz anders. Je mehr Action, umso besser!

Jedenfalls war Tante Charleen von den Menschen, die zu Besuch kamen, ganz angetan.

Vielleicht hat sie ja gehofft, dass die sie mitnehmen, damit sie mal ein bisschen Ruhe hat vor uns Jungvolk?

Naja, die Menschen haben sie jedenfalls nicht mitgenommen, und sonst auch niemanden.

Heute sind diese Menschen wieder gekommen und haben vieles mit unseren Menschen besprochen und Schnörkel auf Papiere gemalt und diese Papiere und auch andere miteinander getauscht. 

Dann sind Er-Mensch und Sie-Mensch gekommen und haben mich hochgenommen, ich hatte gerade ein bisschen so schön an mein Schwesterchen gekuschelt geschlafen, und haben mich gestreichelt und Sie-Mensch hatte so komisches salziges Wasser an den Augen als sie mich geküsst hat, und dann haben sie mich in eine fremde Katzenkiste gesetzt und da haben die fremden Menschen mich mitgenommen in eine ganz fremde lärmende, schaukelnde Blechbüchse.

Mama! Mama! Wo bist du? Ich habe so sehr geweint und gehofft, dass mich meine Mama bald wieder trösten wird, wenn ich nur die schreckliche Blechbüchse überlebt habe.

Aber als die Blechbüchse anhielt, waren wir weder bei dem Menschen in dem weißen Kittel noch zu Hause bei Mama, sondern in einem ganz fremden Haus.

Davon hatte ich schon einmal gehört, vom großen, fremden Haus.

Das war nämlich so, als wir noch ziemlich klein waren, da ist Tante Maja zu uns gekommen.

Sie war da ungefähr so alt, wie ich jetzt bin und als mein Er-Mensch den Kennel mit ihr auf den Boden gestellt und aufgemacht hat, da kam Maja ganz selbstbewusst herausmarschiert und hat höflich nach links und nach rechts gegrüßt, ist aufs Klo gegangen und hat sich dann freundlich mit allen Katzen bekannt gemacht.

Boah, hab ich sie da bewundert!

Ich atme tief durch, jetzt bin also ich an der Reihe. Ich denke noch daran, dass Mama mir zurief, ich solle ihr keine Schande machen. Nur Mut, sage ich mir, und als die Menschen die Klappe des Kiste öffnen, strecke ich meinen Schwanz kerzengerade hoch und schreite mutig heraus und grüße nach links und nach rechts die anderen Katzen…

Ja, aber da ist ja gar niemand?

Außer den beiden Menschen, die komische Menschengeräusche von sich geben.

Ob die anderen Katzen sich irgendwo versteckt haben?

Ich werde sie mal suchen gehen.

Hmm. Seltsam. Ein Klo habe ich gefunden, und einen Fressnapf und eine Wasserschüssel.

Und eine Decke, die riecht ein wenig nach Katze, aber nur ein kleines bisschen.

Und einen nagelneuen Kratzbaum habe ich auch gefunden.

Aber keine Katze, nirgendwo.

Seltsam.

Die fremden Menschen nehmen mich hoch und sagen viele Sachen in ihrer komischen Sprache zu mir. Sie setzen mich auf den Kratzbaum und auf das Sofa neben sie und machen ganz viele von diesen Geräuschen, die Menschen machen, wenn sie sich freuen.

Und dann sagen sie immer wieder: Franzl zwo! Franzl zwo, so ein feiner! Ja, du bist unser Franzl zwo!

Also, das ist jetzt wohl mein Name: Franzl zwo.

Net schlecht!

Aber so viele Küsse müssten jetzt auch net sein. Ist ja schön, dass ich jetzt einen neuen Namen hab, aber ein neuer Kamerad, das wär mir ehrlich gesagt lieber.

Ich spring‘ immer wieder auf und lauf’ an die Türen und hoffe, sie machen endlich eine davon auf, damit die Katze, nach der es so schwach riecht, hereinkommen und ich sie endlich kennenlernen kann.

Hoffentlich ist diese Katze nett.

Am liebsten wäre mir ja so eine gemütliche Katze wie Tante Maja, denn jetzt würde ich mich gerne an ihr zotteliges Bauchfell kuscheln und getröstet einschlafen.

Oder vielleicht wäre so ein junger Springinsfeld wie Onkel Janusch doch ein besserer Kumpel für mich? Tante Maja kommt schnell aus der Puste, wenn ich mit ihr raufe und nachlaufen spiele, mit Onkel Janusch macht es doch viel mehr Spaß, fast so viel wie mit meinen beiden Brüdern.

Hallo, ihr Menschen, hört doch mal auf in eurer komischen Sprache zu sprechen, hört mir doch mal zu: Wo ist denn eure andere Katze? Kann ich die mal kennenlernen?

Nein, ich mag jetzt nichts fressen.

Alleine fressen macht überhaupt keinen Spaß, wenn keiner da ist, der mir was wegfuttern will.

Nein, ich muss jetzt auch nicht aufs Klo.

Mensch, hast du nicht gemerkt, dass ich schon zweimal auf dem Klo war?

Nein, und ich will jetzt auch nicht an dem Kratzbaum kratzen.

Kratzbaum kratzen ist doof. Kratzbäume sind nur gut, wenn man sich gegenseitig hoch- und runterjagen kann.

Also, wo bitte ist eure andere Katze?

Nein, ich mag nicht auf deinem Schoß sitzen, lass mich runter, merkst du denn nicht, was ich dir sage, wenn ich strampel’ und zappel’?

Schau, hier, diese Tür, da riecht es doch nach eurer anderen Katze, macht sie doch mal auf!

Quiiiiek!

Jetzt haben diese Menschen mich mit einer Wasserpistole nassgespritzt, nur weil ich ein bisschen an der Türe gekratzt habe. Aber wenn sie doch nicht verstehen, was ich sage, wenn ich davorsitze und die Tür anstarre, dann muss ich ihnen es doch zeigen, was ich meine, so begriffsstutzig wie sie sind?

Aber jetzt sind sie böse auf mich und machen laute polternde Stimmen.

Ich mag jetzt gar nicht mehr hier sein und ein großer tapferer Kater mag ich auch nicht mehr sein.

Ich mag jetzt zu meiner Mama und zu meinen Brüdern.

Ihr könnt mir gestohlen bleiben, ihr Menschen mit eurer unsichtbaren Katze!

Ich leg mich jetzt ganz weit weg von euch hin, damit ich ganz nah bei meiner Mama bin.

Mama… Mama… Du fehlst mir so sehr…

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen gestern Abend. Jetzt ist ein neuer Morgen. Ob heute wohl die andere Katze kommt? 

Die Menschen sind ganz geschäftig und essen und trinken und rascheln mit ganz großem Papier, und dann stehen sie auf, räumen den Tisch ab und dann gehen sie weg.

Bestimmt holen sie jetzt die andere Katze. Endlich.

In der Zwischenzeit kann ich mir ja mal das neue Zuhause genauer anschauen…

Es sind vier Zimmer: Eine Küche, da steht mein Fressnapf. Ein Bad, da steht mein Klo. Ein Schlafzimmer, da steht das Bett von den Menschen und ein Körbchen, das ein bisschen nach der anderen Katze riecht. Ein Wohnzimmer, da gibt es ein Sofa und den neuen Kratzbaum und Fenster aus denen man hinausschauen kann. Ein Flur, das ist der spannendste Raum, denn da stehen viele Schuhe in einem offenen Regal, und die riechen aufregend.

Hmmm. 

Ich bin jetzt dreimal durch alle Zimmer gegangen und habe nichts Neues oder Spannendes entdeckt. Ich weiß jetzt schon genau, das braune Paar Schuhe rechts oben, damit ist jemand in einen Hundehaufen getreten und die schwarzen Pumps unten links sind ganz neu, sie riechen so anders und noch nicht nach Schweißfüßen.

Wenn ich im Wohnzimmer aus dem Fenster schaue, sehe ich unten auf der Straße Menschen gehen, so klein wie Puppen und manche haben Hunde dabei, die sind so winzig wie Ameisen.

Ob das noch lange dauert, bis die Menschen endlich wieder kommen?

In der Zwischenzeit kann ich mir ja mal das neue Zuhause genauer anschauen…

Es sind immer noch vier Zimmer: Eine Küche, da steht mein Fressnapf.

Aber ich mag jetzt nichts fressen.

Alleine fressen macht überhaupt keinen Spaß, wenn keiner da ist mir was wegfuttern will.

Ein Bad, da steht mein Klo.

Aber ich muss jetzt nicht aufs Klo.

Ein Schlafzimmer, da steht das Bett von den Menschen und ein Körbchen, das ein bisschen nach der anderen Katze riecht.

Aber da liegt immer noch keine andere Katze drin.

Ein Wohnzimmer, da gibt es ein Sofa und den neuen Kratzbaum und Fenster aus denen man hinausschauen kann.

Aber ich will jetzt nicht an dem Kratzbaum kratzen.

Kratzbaum kratzen ist doof. Kratzbäume sind nur gut, wenn man sich gegenseitig hoch- und runterjagen kann. Aber hier ist ja niemand außer mir.

Und wenn ich im Wohnzimmer aus dem Fenster schaue, dann sehe ich unten auf der Straße immer noch Menschen gehen, so klein wie Puppen und manche haben Hunde dabei, die sind so winzig wie Ameisen.

Ein Flur, da stehen viele Schuhe in einem offenen Regal.

Aber weiß jetzt schon genau, das braune Paar Schuhe rechts oben, damit ist jemand in einen Hundehaufen getreten und die schwarzen Pumps unten links sind ganz neu, sie riechen so anders und noch nicht nach Schweißfüßen.

Geht der Tag denn nie vorbei?

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Jetzt ist Abend und die Menschen kommen heim. 

Ob sie die andere Katze dabeihaben?

Nein, keine andere Katze.

Und auch keine Zeit für mich.

Die Menschen sind ganz geschäftig und essen und trinken und dann stehen sie auf, räumen den Tisch ab und dann gehen sie ins Wohnzimmer und schalten die Flimmerkiste an.

Ein bisschen spielen sie noch mit mir, aber das wird schnell langweilig.

Ich schau dann aus dem Fenster, draußen gehen die Lichter an…

Jetzt bin ich schon drei Monate bei den neuen Menschen. 

Jeden Tag, wenn sie weggegangen sind, hab ich gehofft, dass sie an DIESEM Tag endlich die Katze holen gehen.

Aber abends sind sie immer alleine heimgekommen.

Und jetzt rieche ich kaum noch etwas von der anderen Katze. Alles riecht nur noch nach mir.

Und nach Einsamkeit.

Es ist so schrecklich langweilig.

Jeden Morgen gehen die Menschen weg und dann bin ich alleine in der Wohnung.

Bis sie wiederkommen, drehe ich einsam meine Runden durch die Wohnung…

Es sind immer noch vier Zimmer: Eine Küche, da steht mein Fressnapf. Ein Bad, da steht mein Klo. Ein Schlafzimmer, da steht das Bett von den Menschen und ein Körbchen, das ein kein bisschen mehr nach der anderen Katze riecht. Ein Wohnzimmer, da gibt es ein Sofa und den neuen Kratzbaum und Fenster aus denen man hinausschauen kann. Ein Flur, das ist der spannendste Raum, denn da gibt es wenigstens mal Abwechslung bei den Schuhen, vorgestern ist der Er-Mensch nämlich mit seinen schwarzen Slippern in einen Taubenschiss getreten.

Boah, aber da ist ja was lustiges!

Von irgendwoher ist ein ganz dicker Brummer in die Wohnung gekommen.

Na warte, dich kriege ich…

Ha, wenn man einen Brummer jagt, dann macht so ein doofer Kratzbaum auf einmal doch Spaß, ihn hoch und runter zu toben…

He, jetzt fliegt er davon, der Brummer. Ins Bad, und setzt sich direkt auf die Klopapierrolle.

Ich belauere ihn… Zack! Alle Krallen hinein und dann die Beute zerfetzen!

Hahaha, es schneit, es schneit! Den Brummer hab ich nicht gekriegt, aber die Rolle Klopapier zu Konfetti zerrupft. Das hat Spaß gemacht!

Wo surrt er denn jetzt hin, der Brummer? Ganz hoch hinaus… Guck, da droben auf dem Vorhang sitzt er…

Der hat sich verrechnet, so ein sportlicher junger Kater wie ich kriegt den locker.

Ein Satz aufs Bett, die Matratze als Sprungbrett und dann hoch hinaus…

Hab ich dich!

…huch, was ist das?

Der Stoff gibt surrend unter meinen Krallen nach und ich rutsche hinab wie in einem Fahrstuhl.

Das ist lustig! Das muss ich gleich nochmal probieren.

Und wie fröhlich die Stoffstreifen herunterflattern – da braucht es gar keinen Brummer mehr, jetzt fange ich die. Hurra!

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Jetzt ist Abend und die Menschen kommen heim. 

So gut hab’ ich schon lange nicht mehr geschlafen.

Mir geht es jetzt richtig gut!

Ich habe davon geträumt, dass ich zusammen mit meinen Brüdern die Klopapierrolle zerrupft und den Vorhang gezaust hab’.

Hallo Menschen, wie geht es euch? Schaut nur, wie gut es mir heute geht!

Aber… 

Wieso schreien sie denn?

Freuen sie sich denn gar nicht darüber, dass ich so fröhlich bin?

Nein, sie freuen sich wohl gar nicht.

Sie schreien mich an, dass ich gar kein braver Franzl bin, sondern ein fürchterlicher Teufel. Und der Sie-Mensch nimmt das raschelnde Papier, in das sie beim Frühstück immer ihre Nasen stecken, faltet es zusammen und haut mir damit auf den Popo. Aua!

Ich leg mich jetzt ganz weit weg von ihr hin, damit ich ganz nah bei meiner Mama bin. 

Mama… Mama… Du fehlst mir so sehr…

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen gestern Abend. Jetzt ist ein neuer Morgen. 

Die Menschen sind ganz geschäftig und essen und trinken wie immer und rascheln mit dem ganz großem Papier, und dann stehen sie auf, räumen den Tisch ab und dann gehen sie weg.

Bis sie wiederkommen, dreh’ ich wieder meine Runden durch die Wohnung…

Es sind immer noch vier Zimmer: Eine Küche, da steht mein Fressnapf. Ein Bad, da steht mein Klo. Ein Schlafzimmer, da steht das Bett von den Menschen und ein Körbchen, das ein kein bisschen mehr nach der anderen Katze riecht.

Aber da, die eine Hälfte von dem Bett, die riecht ganz stark nach dem Sie-Mensch, der mich gestern mit der Zeitung gehauen hat. Auf meinen Popo!

Die mag ich gar nicht mehr leiden!

Ich wär’ gar kein braver Franzl, hat sie gesagt.

Aber was ist sie denn?

Sie ist bestimmt kein braver Mensch, denn brave Menschen hauen keine kleinen Kater!

Ich bin ganz böse auf sie. Böser, böser Sie-Mensch!

Da fällt mir mein Brüderchen ein. Mein Brüderchen, das war manchmal auch kein braver Kater…

Der meinte nämlich manchmal, dass ihm das Klo nicht sauber genug wär’, und dann hat er es gewagt und NEBEN das Klo gepinkelt!!

Ob ich mich das trau? Trau ich mich? Oder nicht? Oder doch?

Ich hab’s getan. 

Ich hab auf das Kopfkissen von dem Sie-Menschen gepinkelt.

Eine ganz große Pfütze.

Jetzt riecht es ziemlich streng im Schlafzimmer.

Und es tut mir leid.

Es war dumm von mir, das zu machen. Ich dachte, es wäre eine gute Idee.

Dass ich mich dann besser fühlen würde.

Aber das tu ich nicht. Im Gegenteil. Ich fühl mich ganz schlecht.

Ich leg mich jetzt ganz weit weg vom Schlafzimmer hin, damit ich ganz nah bei meiner Mama bin. 

Mama… Mama… Du fehlst mir so sehr…

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Jetzt ist Abend und die Menschen kommen heim. 

Sonst hab ich mich ja immer ein bisschen gefreut, wenn sie gekommen sind.

Denn dann waren wenigstens sie da und ich war nicht mehr ganz alleine, obwohl sie nie viel Zeit für mich gehabt haben.

Aber heute wär’ mir lieber, sie würden gar nicht heim kommen.

Ich weiß ganz genau, dass ich was Falsches gemacht hab.

Ich bin ja kein dummer Kater!

Franzl! Franzl! 

Jetzt rufen sie nach mir, aber nein, ich komm’ net, ich ahn’ schon, dass sie wieder so schreien werden, wenn sie erst die Bescherung im Schlafzimmer sehen.

Ich komm’ net zu euch. Da könnt ihr rufen, wie ihr wollt. Ich kriech’ noch tiefer unter das Sofa, damit ihr mich nicht finden könnt.

Jetzt liegen die Menschen vor dem Sofa und schreien ganz schrecklich.

Ich kneife die Ohren zu. Irgendwann hören sie auf. Ganz bestimmt.

Ich leg’ mich hinten an die Wand unterm Sofa, damit ich ganz nah bei meiner Mama bin. 

Mama… Mama… Du fehlst mir so sehr…

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen gestern Abend. Jetzt ist ein neuer Morgen. 

Die Menschen sind ganz geschäftig und essen und trinken wie immer und rascheln mit ganz großem Papier, und dann stehen sie auf, räumen den Tisch ab und dann gehen sie weg.

Bis sie wiederkommen, drehe ich wieder meine Runden durch die Wohnung…

Jetzt sind immer noch drei Zimmer: Eine Küche, da steht mein Fressnapf. Ein Bad, da steht mein Klo. Ein Wohnzimmer, da gibt es ein Sofa und den neuen Kratzbaum und Fenster aus denen man hinausschauen kann. Ein Flur, das ist der spannendste Raum, denn da gibt es wenigstens mal Abwechslung bei den Schuhen, letzte Woche ist der Er-Mensch nämlich mit seinen schwarzen Slippern in einen Taubenschiss getreten.

Aber die Tür zum Schlafzimmer, wo das Bett von den Menschen steht und ein Körbchen, das kein bisschen mehr nach der anderen Katze riecht, die ist zu.

Ich setz mich im Wohnzimmer auf das Fensterbrett und schau aus dem Fenster. Drunten auf der Straße seh‘ ich Menschen gehen, so klein wie Puppen und manche haben Hunde dabei, die sind so winzig wie Ameisen. 

Irgendwo da draußen muss meine Mama sein. Und meine Brüder. Und Tante Maja und Onkel Janusch.

Und sogar Tante Charleen fehlt mir jetzt. Wenn wenigstens sie hier wäre.

Oder meine alten Menschen.

Die waren doch so lieb. Die wussten doch, was ein kleiner Kater wirklich braucht, nämlich vor allem andere Katzen um sich herum.

Ich schau aus dem Fenster und schau auf die Menschen. 

Der eine da, der sieht fast so aus wie mein alter Sie-Mensch. Ob sie das ist?

Ist sie gekommen, um mich heimzuholen?

Aber… sie läuft vorbei am Haus. Sie kommt nicht rein.

Warte doch, nimm mich mit, nimm mich doch mit!

Ich recke und strecke mich und schaue ihr hinterher und auf einmal entdecke ich einen Spalt, den hab ich zuvor noch nie gesehen und da riecht es nach vielen Menschen, nach Bäumen, nach Hunden und sogar nach – Katzen!

Schnell zwänge ich mich in den Spalt. Hinaus! Schnell, nur schnell hinaus und dann dem Sie-Menschen hinterher!

Ich zwäng mich und zwäng mich, warum geht das nicht weiter? 

Ich zappele und winde mich, aber ich komme nicht los!

AU, es tut so WEH!

Mein Bauch! Mein Bauch! Eine eiserne Klammer zerquetscht meinen Bauch!

Hilft mir den keiner? Zu Hilfe! Zu Hilfe!

Ich zappele und winde mich und rutsche immer tiefer in den Spalt.

Ich spüre meine Beine nicht mehr. Meine Hals hat keine Stimme mehr.

Niemand hört mein Krächzen und Jammern. Mein Bauch tut so schrecklich weh.

Mama! Mama! MAMAAAA!

Auf einmal ist da ein helles Licht um mich herum. 

Ein wunderschöner weißer Kater leckt mir die Stirn, dann nimmt er mich am Genick, grad wie meine Mama es getan hat als ich ein winziges Baby war, und breitet seine wunderschönen Schwingen aus und fliegt mit mir davon über einen riesengroßen Regenbogen.

Jenseits des Regenbogens ist eine endlose Wiese mit lauter Butterblumen.

Dort setzt mich der Katerengel ab und lächelt mich an.

Ich glaube, da ist jemand, der auf dich wartet, sagt er und weist mit der Nase auf einen roten Kater, der da mitten in der Wiese sitzt.

Ganz vorsichtig geh ich rüber zu dem Roten und schau ihn fragend an.

Hallo Franzl, sagt er, gut, dass du da bist. Und gibt mir einen kumpelhaften Knuff in die Rippen.

Wer bist du?, frag ich ihn, aber wie er mich so knufft, da bekomm ich eine Ahnung…

Der Geruch, der erinnert mich an etwas… Ich schließe die Augen um mich besser zu erinnern…

So roch doch…

…die Decke und das Körbchen in der Wohnung, als ich damals gekommen bin!

Bist du’s?, frag ich ihn und er nickt mir zu.

Ja, sagt er. Ich bin der Franzl. Und du, du bist wohl Franzl zwo.